Dank Laiendefibrillator: Hotelangestellte retten Gast in Binz auf Rügen das Leben
Die Notärztin Dr. Elke Rohde-Baran von Rügen berichtet von einem besonderem Einsatz: Im Dorint Seehotel Binz-Therme begannen Angestellte einen Patienten mit Herzstillstand sofort mit einem Defibrillator zu reanimieren und leisteten damit beste Vorarbeit für die Rettungskräfte. OZ-Aktion sammelt Spenden für solche Geräte.
Für Stefan Wernicke, stellvertretender Direktor des Dorint Seehotel Binz-Therme, ist es selbstverständlich, einen Defibrillator für Notfälle einsatzbereit zu halten. Die Notärztin Dr. Elke Rohde-Baran erinnert sich hier an einen dramatischen Einsatz im Haus. Während einer großen Feierlichkeit in der Binz-Therme bricht ein Gast plötzlich zusammen. Dank zahlreicher Zeugen geht umgehend ein Notruf an die Rettungsleitstelle raus. Ein Krampfanfall wird gemeldet. Dieser Eindruck täuscht jedoch. „Das wird oft nicht so schnell richtig gedeutet“, sagt Dr. Elke Rohde-Baran. „Bei einem Herzstillstand, arbeitet das Hirn noch kurze Zeit weiter und befiehlt zu atmen. Diese Schnappatmung wird dann als Krampfanfall interpretiert. Daher ist es immer wichtig, die Atmung weiter zu beobachten“, erklärt die Notärztin. In diesem Notfall, der sich in dem Hotel vor zwei Jahren zugetragen hat, hat der Patient jedoch großes Glück. Viele Angestellte sind hier als Ersthelfer geschult. Außerdem ist einer der Mitarbeiter bei der Freiwilligen Feuerwehr und dadurch mit allen Hilfemaßnahmen vertraut.
Mit der diesjährigen Weihnachtsaktion wollen wir den Kreisverband Rügen-Stralsund des Deutschen Rotes Kreuzes dabei unterstützen, die Insel mit Laiendefibrillatoren auszurüsten. Ihre Spende kann dabei helfen. Neben der Möglichkeit, Ihre Spende persönlich im Service-Center der OZ, Markt 25, in Bergen, zu hinterlegen, können Sie auch direkt Ihre Spende auf das Spendenkonto überweisen.
Kontoinhaber: Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Rügen-Stralsund e.V.
IBAN: DE54 1505 0500 0112 2476 01
BIC: NOLADE21GRW
Zweck: OZ-Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“
Der Ernst der Lage wird schnell erkannt, sodass zwei Kollegen umgehend mit der Herzdruckmassage und Beatmung beginnen. Eine große Hilfe ist dann hier auch der Laiendefibrillator, der an der Hotelrezeption stationiert ist und von den Ersthelfern zum Einsatz gebracht wird. „Die Herzdruckmassage – und auch Beatmung – sollte jedoch immer die erste Maßnahme sein. Ein weiterer Helfer, der nicht damit beschäftigt ist, kann dann einen Defibrillator herbeischaffen“, betont die Ärztin. Nur wenige Minuten später übernehmen die eintreffenden professionellen Rettungskräfte. Auch bei einem Verdacht auf einen Krampfanfall wird ein Notarzt von der Rettungsleitstelle hinzu gerufen. Als Dr. Elke Rohde-Baran eintrifft, läuft die Reanimation noch auf Hochtouren. „Solch eine Wiederbelebung kann dauern. Oftmals schwanken die Werte dann auch zwischen Kammerflimmern, einem kompletten Stillstand und Eigenrhythmus. Das muss beobachtet werden“, sagt Dr. Rohde-Baran und lobt die Rettungskette, die hier perfekt funktioniert hat.
Nicht zuletzt diesem sofortigen Beginn der Reanimation ist es zu verdanken, dass sich bei dem Patienten wieder Vitalzeichen zeigten und er sich anschließend im Krankenhaus wieder erholen konnte. „Mit den ausgebildeten Leuten und einem hauseigenen Defibrillator war das natürlich eine Superkonstellation, die wir selten haben“, so die Binzerin, die sich für diesen Einsatz auch bei den Ersthelfern bedankte. „Denn wenn wir irgendwo hinkommen und da stehen fünf Leute rum die nichts getan haben, können wir eigentlich gleich wieder gehen“, stellt sie deutlich klar, wie wichtig ein Handeln der Augenzeugen ist. Denn bleibt das Gehirn nur drei Minuten ohne Versorgung, sind Hirnschäden nicht auszuschließen. „Dann haben wir vielleicht wieder ein arbeitendes Herz, der Patient ist aber hirntot“, erklärt Dr. Rohde-Baran, die daher Erste-Hilfe-Schulungen schon in den Schulen für sinnvoll hält. „Solche Themen sollte mehr Öffentlichkeit bekommen. Das hat bei den Rettungsgassen mittlerweile auch Früchte getragen, wie wir im täglichen Einsatz spüren. Das wäre auch für die Erste Hilfe wünschenswert“, so die Notärztin. Im Notfall nicht zögern. Die oberste Regel lautet auch bei ihr, dass der größte Fehler den man in der Ersten Hilfe machen kann, der ist, nichts zu tun. „Das Wichtigste ist natürlich die Rettungsleitstelle zu informieren. Auch hier bekommt man dann Anweisungen, was man tun kann. Dann sollte sofort mit der Laienreanimation begonnen werden. Ist ein Laiendefibrillator in der Nähe verfügbar, gibt er ganz genaue Anweisungen, sodass man nichts verkehrt machen kann“, ermutigt Dr. Rohde-Baran.
Alle Augenzeugen sollten sich einen Überblick verschaffen, wie sie helfen können. „Da die nächsten Angehörigen in der Situation oft überfordert und vor Schreck gelähmt sind, ist es um so wichtiger, dass andere etwas tun.“
Defibrillatoren öffentlich zugänglich. Eine breitere Streuung von Automatischen Externen Laiendefibrillatoren (AED) hält die Ärztin für sinnvoll. „Der Bevölkerungsschnitt wird immer älter und bleibt länger mobiler. Das heißt auch, dass wir immer ältere Gäste auf der Insel haben, da auch Leute mit schweren Vorerkrankungen älter werden und verreisen“, so Dr. Rohde-Baran. Hotels, die sich wie die Binz-Therme auf ein älter werdendes Publikum einstellen und mit einem Defibrillator ausrüsten, findet sie lobenswert. „Das ist aber noch nicht die Regel. Schließlich kostet das Gerät Geld und muss auch gewartet werden.“.
Bild und Text: Ostsee-Zeitung, Wenke Büssow-Krämer